Was bedeutet Distanz für uns als Individuum und als Gemeinschaft? Zur Klärung dieser Frage hatte das Kulturreferat 2021 einen Wettbewerb für Kunst im öffentlichen Raum ausgeschrieben. Fünf Münchner Künstler*innen formulierten in ihren Projekten ihre eigenen Antworten dazu.
"Garden Gossip" ist eine dieser Kunstinterventionen im Stadtraum - entstanden in einer gemeinsamen Produktion von Junge Arbeit Schreinerei und zectorarchitects London / München.
Die große Holzbank ist Sitzgelegenheit und Klanginstallation zugleich, Garden Gossip eine bunte Mischung aus Kunst, Handwerk, Architektur, Medien und Kleingartenkultur. Ein Kunstprojekt über Distanzen in Sprache und im Raum.
2020 lobte das Kulturreferat der Landeshauptstadt München einen Kunstwettbewerb zum Thema "social distancing" aus. Künstler*innnen mit Wohnsitz in München sollten sich in ihren Werken mit dem Thema "Distanz in all ihren Kontexten und Lesarten" auseinandersetzen. Die Kunstprojekte sollten temporär im öffentlichen Stadtraum frei zugänglich durchgeführt werden. Bedingung war ausserdem , wie bei allen Kunstwettbewerben im öffentlichen Raum, der Ortsbezug: Der für das jeweilige Konzept ausgewählte Ort muss inhaltlich in Bezug, in Spannung und/oder Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Thematik des eingereichten Beitrages stehen.
Die Sitzbank – das erste Projekt des Kulturreferats aus der diesjährigen Reihe „Distanzen | Distances“ – soll ein Treffpunkt sein und eine öffentliche Bühne bieten. Darauf geführte Gespräche und Sprachen überlagern sich mit den vielsprachigen
Konversationsfragmenten, den Natur- und Stadtgeräuschen der Klanginstallation.
Daran mitgewirkt haben:
- zectorarchitects London / München – Norbert Kling und Carsten Jungfer (Projektkoordination)
- Sofia Dona (künstlerische Beratung)
- das Team der Schreinerei Junge Arbeit unter der Leitung von Roland Epe (Praxispartner)
- in Kooperation mit Dominik Rastorfer | Kleingartenverband München und
- gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
Menschen lieben Gossip. Beim miteinander Sprechen entsteht Nähe. Zuhören und sich auf das Gesagte einlassen, gehen oft einher mit Verstehen und Empathie. Umgekehrt kann das Gesprochene Ausgrenzung und Distanzen erzeugen. Stellt sich Kommunikation dem entgegen, wird sie zum Instrument für Toleranz und Inklusion. Dieses Spannungsverhältnis definiert den Kern der Projektidee.
Die Idee entwickelte sich über eine Serie von Vorüberlegungen und Workshops in der Schreinerei Junge Arbeit der Diakonie Hasenbergl e.V. zu einem konkreten Projekt aus Klanginstallation und Sitzplattform. Damit stellen die Teilnehmenden das verbindende Potential des gemeinsamen Produzierens an den Beginn ihrer Aktivität. Kreativität wird als Prozess und kollektive Leistung realisiert. Das Projekt arbeitet mit einem Raumbegriff, der menschliches Handeln und Interaktion als raumproduzierende Elemente explizit einschließt.
Mit der temporären Installation von „Garden Gossip“ am Nordhaideplatz weitet sich der Rahmen. Die Sitzbank wird zum Treffpunkt und bietet eine öffentliche Bühne. Die Besucher*innen werden zu Koproduzent*innen und aktiven Akteur*innen in der Situation. Ihre Gespräche und Sprachen überlagern sich mit den Geräuschen und Konversationsfragmenten der Klanginstallation. Das Projekt ist nun spielerischer Aushandlungsraum für Vielfalt und Ausgrenzung, für Nähe und Distanz.
Schließlich zieht das Projekt in eine Kleingartenanlage um. Die Kunstinstallation wird zum Alltagsgegenstand, zur Bank, zum Treffpunkt, Tauschplatz für die Gartenernte oder nette Worte. Dort regt das Projekt zur Reflexion über die Vielfalt der Stadtgesellschaft ein, dort räumt es mit Vorurteilen auf – oder findet sie vielleicht bestätigt. Als Einladung und Angebot erleichtert „Garden Gossip“ den Zugang zu einem zwischen räumlicher Ausgrenzung und sozialer Offenheit positionierten Stadtidyll.
Eindrücke aus der Werkstatt und von der Montage
Nach der sorgfältigen Vorarbeit in der Werkstatt montiert das Team der Schreinerei das Werk auf dem Nordhaideplatz.
Fotos: Roland Epe, Norbert Kling, Simone Rudroff
Norbert Kling, zectorarchitects London / München „Dass neben der fachkundigen Planung und Fertigung viel Liebe zum Detail im Spiel gewesen ist, sieht man der Sitzplattform auf den ersten Blick an. ”
1. Planung
Ideen entstehen nicht im luftleeren Raum. Etwas machen, entwickeln, produzieren bedeutet in vielen Fällen etwas gemeinsam machen, entwickeln, produzieren. Das Ziel: Die planerische, künstlerische und handwerkliche Expertise aller Beteiligten kombinieren.
In einem Planungsworkshop wird zunächst das Projekt vorgestellt und die konkreten Details, Werkstoffe und Oberflächen gemeinsam bestimmt. Dann geht es an die zeichnerische und arbeitstechnische Vorbereitung. Bis dann schließlich die eigentliche Herstellung und der Aufbau auf dem öffentlichen Platz anstehen.
Die pädagogischen Ziele von Junge Arbeit werden dabei besonders berücksichtigt und auf das partnerschaftliche Miteinander wird großen Wert gelegt.
2. Herstellung und Installation
Damit die Bank als Kunstinstallation, Alltagsgegenstand oder Treffpunkt, als Sonnenbank, Ort fürs Ratschen oder zur Überbrückung von Distanzen genutzt werden kann, stehen viele Vorarbeiten an:
Die Elemente der großen Sitzbank werden in aufwändiger Schreinerarbeit in der Werkstatt von Junge Arbeit von Hand angefertigt. Dann heißt es, alle Teile ins Auto und ab damit auf den Nordhaideplatz. Hier werden alle Teile miteinander fest verschraubt.
Die Konversationsklangwolke bildet die zweite, wesentliche Komponente im Projekt. Dominik Rastorfer ist für die Zusammenstellung und das Editing der Tonspuren, sowie die Konzeption und den Zusammenbau der Elektronik. Vor Ort hat er den Überblick bei den vielen Komponenten, Kabeln und Programmierungen behalten und die Technik für die Klanginstallation verbaut und angeschlossen.
3. Treffpunkt Kleingarten
In der dritten Stufe zieht Garden Gossip um. Das Projekt findet im Umfeld einer Münchner Kleingartenanlage ein dauerhaftes Zuhause. Die Kunstinstallation wird nun zum Alltagsgegenstand, zur Bank. Die Klangwolke ist verschwunden, das Summen von Bienen und Hummeln bestimmen nun den Ton. Die Sitzgelegenheit ist manchmal Treffpunkt, manchmal ein Ort der Ruhe inmitten grüner Stadtidylle; manchmal ein Tauschplatz für die Gartenernte, manchmal für Neuigkeiten oder nette Worte.
Warum Kleingarten? Ratsch und Tratsch sind fester Bestandteil der Kleingarten Kultur. Dort entstehen vielfältige Möglichkeiten für soziale Interaktion. Soziale, kulturelle und andere Distanzen werden hier - ganz unbewusst und nebenbei - überwunden.
Weitere Informationen
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