Herr Grünaug*, wie kam es zur Kooperation von Pro. Hilfe durch Arbeit und der Gärtnerei des Alten- und Pflegeheims St. Michael?

Im Alten- und Pflegeheim waren bereits schon länger AGH-Beschäftigte im Bereich Seniorenbetreuung beschäftigt. Irgendwann wurde ich angesprochen, ob in St. Michael auch eine AGH-Beschäftigung als Hausmeisterhilfe in der Gärtnerei möglich wäre. Wir haben gerne zugesagt und zeitnah begonnen.

Welche Tätigkeiten können die Beschäftigten bei Ihnen übernehmen?

Grundsätzlich können die Beschäftigten alle Bereiche und Aufgaben kennenlernen, die auch hauptamtliche Gärtner*innen machen. Zuerst sind es sehr einfache und unterstützende Aufgaben, die sich jedoch zunehmend steigern können. Fachwissen verlangt natürlich keiner, aber bei Interesse können die Beschäftigten in allen Bereichen der Gärtnerei unterstützen - außen und innen. Wenn das Wetter mal schlecht ist, gibt es auch in den Gewächshäusern was zu tun.

Welche Chancen sehen Sie für die Beschäftigten, die in einem Betrieb wie z.B. Ihrer Gärtnerei tätig sind?

Der erste große Schritt ist es wieder, in der Früh aufzustehen und einen geregelten Alltag zu haben. Und dann schrittweise wieder Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit im Tun zu bekommen - zu merken, dass sie wieder arbeiten und einer Tätigkeit nachgehen können, mit Anderen mithalten zu können - das glaube ich, ist die ganz große Chance. Nicht nur fachliches Wissen zu erlangen, sondern das Entscheidende ist das Gefühl, wieder ein Teil der Arbeitswelt zu sein.

Was ist Ihrer Meinung nach wichtig für ein gutes Gelingen?

Ganz wichtig ist, dass beide Seiten eine Beschäftigung wollen und gut zueinander passen. Also dass die Beschäftigten auch freiwillig kommen und die Tätigkeiten auch den Wünschen und Anforderungen der Beschäftigten entsprechen. Wenn aber jemand die AGH wirklich als Chance und Neuanfang sieht, dann können sich prinzipiell auch alle Chancen ergeben.

Welche Vorteile hat die Kooperation für Sie als Einsatzstelle?

Vor allem am Anfang ist die Beschäftigung natürlich mit einem gewissen Aufwand für uns als Einsatzstelle verbunden. Aber je länger die Person da ist, desto mehr kann sie tatsächlich eine wertvolle Unterstützung und ein Gewinn für den ganzen Betrieb sein - ein Gewinn für beide Seiten also.

Gibt es auch herausfordernde Aspekte in der Zusammenarbeit mit den Beschäftigten?

Es gibt immer Gründe, warum die Beschäftigten in einer Maßnahme sind. Oft sind die Beschäftigten stark belastet – persönlich oder gesundheitlich. Wir erfahren zwar selten Details, aber man merkt es relativ leicht, weshalb sie zu uns kommen, obwohl sie am Anfang meistens nichts über sich erzählen. Manche Beschäftigte sind zu Beginn noch sehr in sich gekehrt und das dauert dann immer etwas, bis man einen gegenseitigen Zugang findet.

Was war das bisher schönste oder motivierendste Erlebnis?

Das Motivierendste ist natürlich immer, wenn es gelingt, jemanden wieder erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Von den bisher drei Personen in der Gärtnerei hat einer anschließend am freien Arbeitsmarkt eine Stelle als Gärtner gefunden und der Letzte konnte im Anschluss an die AGH bei uns in einer TAM-Stelle eingestellt werden.

*Herr Grünaug ist Fachanleitung in der Gärtnerei des Alten- und Pflegeheims St. Michael - seit 2010 Kooperationspartner und Einsatzstelle von Pro. Hilfe durch Arbeit.

Das Interview führte Julia Menzel, Sozialpädagogische Begleitung bei Pro. Hilfe durch Arbeit.