Kamishibai – an dieser Methode kommt man derzeit im Kinder- und Jugendbereich kaum mehr vorbei. Doch während die Kamishibai-Welle bisher fast ausschließlich in Kindertageseinrichtungen zu finden war, schwappt sie nun auch in die Grundschulen über. Und auch an der Grundschule an der Ittlingerstraße im Münchner Norden macht man mit Kamishibai sehr gute Erfahrungen – sowohl in der Schulsozialarbeit der Diakonie Hasenbergl, als auch direkt im Unterricht. Kamishibai kommt aus Japan, wörtlich übersetzt bedeutet es „Papiertheater“ oder im deutsche auch „Erzähltheater“. Es besteht aus einem Rahmen aus Holz mit Flügeltüren. Der Rahmen ist so groß, dass sich Bildkarten im Format DIN A 3 darin einschieben lassen.

„Für viele Kinder – im Zeitalter digitaler Medien – ist Kamishibai mal was ganz anderes. Keine fertigen Geschichten, die auf die Kinder einprasseln, während sie vor Fernseher oder Computer sitzen. Sondern Bilder, die lange stehen bleiben, die man im Detail gemeinsam analysiert und bespricht“ erklärt Karin Klein. Sie ist an der Grundschule Ittlingerstraße tätig als Schulsozialarbeiterin, Träger der Schulsozialarbeit ist die Diakonie Hasenbergl. Die Auswahl an solchen Bildkarten ist dabei fast grenzenlos. Zu allen Themengebieten finden sich solche Bildkartensätze – egal ob Märchen, Bilderbuchgeschichten, Religion oder auch Sachthemen. Oder – das ist die Königsklasse – die Kinder malen gleich ihre eigenen Bildkarten für das Kamishibai. Anhand der dargestellten Bilder können sich die Kinder zusammen mit der Vorleserin oder dem Vorleser „entlang hageln“ und die Geschichte individuell und lebendig im Gespräch erarbeiten. Die Phantasie wird angeregt, Kreativität und Kommunikation gefördert. So manches Kind wird durch den ungezwungenen Dialog mutiger, traut sich plötzlich, im Unterricht den Finger zu heben.

 „Vor allem für die Deutschklasse an der Grundschule Ittlingerstraße ist Kamishibai eine großartige Bereicherung“, so Karin Klein. „Viele Kinder sprechen zum Schulbeginn kaum Deutsch. Doch durch die Bilder können sie trotzdem folgen, fühlen sich mitgenommen und Wörter können dadurch gut erklärt werden. Und während in den Klassen 1 und 2 vor allem Märchen auf dem Programm stehen, werden in den vierten Klassen mithilfe des Kamishibai auch anspruchsvollere Themen erarbeitet. Kürzlich berichteten Kinder während eines Kamishibai, ihre Nachbarin brülle sie oft so an, dass ihnen die Ohren wehtäten. „Dann haben wir gemeinsam überlegt, wie die Kinder selbst mit dieser Situation umgehen könnten. Es war toll mit anzusehen, welche kreativen Ideen und Lösungsmöglichkeiten von ihnen entwickelt wurden“, so Karin Klein.

Fest im Stundenplan verankert ist Kamishibai auch, wenn die 10 Kinderrechte im Unterricht durchgenommen werden. Hier geht es um Themen wie elterliche Fürsorge oder gewaltfreie Erziehung. Da ploppen dann schnell soziale Schwierigkeiten auf. Etwa wenn ein Kind erzählt, dass es ihm gehe wie dem Jungen auf dem Kamishibai-Bild, dass es Zuhause kaum Geld für warme Winterkleidung gibt oder keine festen Mahlzeiten. „Da ist Kamishibai ein guter Einstieg für mich und meine Kollegin in der Schulsozialarbeit, um anschließend mit den Kinder weiter zu arbeiten, etwa in der Einzelfallhilfe“ erklärt Karin Klein.