Von wegen die Füße hochlegen! Langzeitarbeitslose Münchner*innen werden seit mehr als 25 Jahren erfolgreich bei der Integration und dem Wiedereinstieg ins Berufsleben von den Pädagog*innen von Pro. Hilfe durch Arbeit begleitet.

„Der Ausbruch der Corona-Pandemie war für unsere Klient*innen, die sich in kleinen Schritten wieder an einen Arbeitsalltag gewöhnen, ein harter Einschnitt. Mit der Gewöhnung an die Pandemie hat dann schließlich der Krieg in der benachbarten Ukraine erneut alles auf den Kopf gestellt und vielen Menschen den Mut und die Kraft für ihre Anstrengungen, Fuß zu fassen, genommen. Überall in den Nachrichten hört man von den steigenden Lebenshaltungs- und Energiepreisen. Ab Januar 2023 soll noch das Bürgergeld statt Hartz IV kommen. So viele Veränderungen und Krisen auf einmal haben wir schon lange nicht erlebt", erklärt Tetyana Breurosh. Die Sozialpädagogin berät bei Pro. Hilfe durch Arbeit, einer Einrichtung der Diakonie Hasenbergl, langzeitarbeitslose Münchner*innen und begleitet sie beim Wiedereinstieg ins Berufsleben. Das Bürgergeld, das im Januar Hartz IV ersetzen soll, wird von Seiten der Regierung gerne als "größte sozialpolitische Reform seit 20 Jahren" angepriesen. Sicher ist, dass das Bürgergeld nicht nur eine  Anpassung der Regelsätze, einen Wegfall der harten Sanktionen bringt. Vielmehr geht es damit auch um weitere konkrete Hilfen für Millionen Arbeitslose in Zeiten hoher Lebensmittelpreise und Heizkosten. Bisher sind sich Ampel-Regierung und Opposition nicht in allen Punkten einig – die Entscheidung des Bundesrat steht noch aus.  Doch wie geht es den Menschen, die davon betroffen sind? „Die vergangenen Jahre waren für uns alle sehr herausfordernd“, berichtet Tetyana Breurosh. Seit mehr als 25 Jahren ist Pro. Hilfe durch Arbeit erfolgreich in der sozialen Beschäftigungsförderung tätig und unterstützt langzeitarbeitslose Münchner*innen dabei, sich durch Arbeitsgelegenheiten nach §16d SGB II beruflich zu integrieren, sozial zu stabilisieren und neue berufliche Perspektiven zu schaffen. Im Fokus steht die Stärkung der persönlichen, sozialen und beruflichen Kompetenzen, die für eine Rückkehr in den regulären Arbeitsmarkt wesentlich sind.

Teilhabe an der Gesellschaft, ein Erwerbseinkommen, Wertschätzung - die  Liste der Dinge, die sich die Menschen wünschen, die oft jahrelang keinen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt hatten, ist lang. Tetyana Breurosh und ihre Kolleg*innen beobachten ganz genau, welche Auswirkungen die Kette der neuen Herausforderungen auf das Leben der Teilnehmer*innen haben. Wie bewältigen sie Krisen und neue Herausforderungen- darüber tauschen sich die Pädagog*innen regelmäßig aus. "Die Corona-Pandemie hatte starke Auswirkungen auf die Lebenssituation der Teilnehmer*innen. Staatliche Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und -sperren, Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur hatten bei Teilnehmer*innen Ängste, Unsicherheit und Panikattacken ausgelöst. Alleinerziehende und Familien mit schulpflichtigen Kindern waren besonders herausgefordert. Durch Quarantänepflichten und Klassenschließungen hatten Teilnehmer*innen viele entschuldigte Tage, die für Schwierigkeiten in den Einsatzstellen sorgten, Ausbildungs- oder Qualifizierungsmaßnahmen konnten nicht gestartet werden. Die persönlichen Ziele vieler Teilnehmer*innen sind dabei wie Seifenblasen geplatzt."

Jetzt kommen, deutlich spürbar, die rasant gesteigerten Lebenshaltungs- und Energiekosten dazu. „Wir haben unsere Klient*innen natürlich lange über den drohenden Anstieg der Kosten informiert. So hatten sie etwas Zeit, sich Strategien zu überlegen, wie sie mit den Preissteigerungen umgehen können. Das wichtigste Wort, was ich oft in der Beratung höre, ist ‘Sparen‘“. Die Energiepauschale in Höhe von 200 Euro, die das Jobcenter im Juni ausgezahlt hatte – wurde häufig für die Wintermonate auf die Seite gelegt. „Einige Teilnehmer*innen vergleichen die Preise und kaufen die Lebensmittel, wo sie am günstigsten sind. Andere wohnen in Wohngemeinschaften, kochen in Gruppen und können damit das Geld für Essen einsparen“, erzählt Tetyana Breurosh.

Über die geplanten Änderungen der Hartz-IV-Leistungen zum Bürgergeld wissen die Menschen, die zu Pro. Hilfe durch Arbeit kommen, Bescheid. Zwar gibt es eine Neubemessung der Regelbedarfe, bzw. Erhöhung der Regelleistung, aufgrund der gestiegenen Kosten wird diese Erhöhung jedoch wohl keine bemerkbare Veränderung im Geldbeutel mit sich bringen. Die Beschäftigten von Pro. Hilfe durch Arbeit haben sich für eine Arbeitsgelegenheit entschieden, um wieder einen Fuß in den Erwerbsalltag zu bekommen.

Die Jobcenter könnten die Rahmenbedingungen der AGH weiter verbessern, etwa durch eine Erhöhung der Mehraufwandsentschädigung, um die aktuelle finanzielle Lage der Beschäftigten zu entlasten. Pro. Hilfe durch Arbeit unterstützt derweil praktisch durch Informationen zum Energiesparen oder zur Haushalts- oder Budgetplanung.

Tetyana Breurosh, Sozialpädagogin, hat einige ihrer Klient*innen zum Bürgergeld befragt.