16.11.2023 I Einen Ort der Begegnung, gegen Isolation und Einsamkeit
Die Schaffung eines gemeinsamen Treffpunkts unter dem Dach der Evangeliumskirche für alle Anwohnenden im Hasenbergl, unabhängig von Kultur, Konfession und Alter, das war sicherlich der drängendste Wunsch, zu dem die Teilnehmenden des Bürger*innenrats sich im Oktober ausgetauscht haben. „Was für ein Miteinander brauchen wir?“ lautete die Kernfrage, zu der 14 Anwohnende vor einigen Wochen Ideen entwickelt haben, wie ein Miteinander gestaltet und die neuen Räume in der Evangeliumskirche bespielt werden können. Am vergangenen Sonntag wurden diese Projektideen nun vorgestellt und diskutiert.
Die Diakoniekirche auf dem Weg zu einem Ort der Begegnung: Die Teilnehmenden des Bürger*innenrats entwickelten verschiedene Projektideen, die nach und nach in die Umsetzung gehen. Der Start für ein erstes Projekt, ein offenes Foyer der Evangeliumskirche, soll bereits am Mittwoch dieser Woche, am 15.11.2023 von 16.00 – 18.00 Uhr, sein. „Wir freuen uns sehr, wenn so viele verschiedene Ideen weiter konkretisiert werden können“, freut sich Pfarrerin Sophie Schuster. Vertreter*innen der Evangeliumskirche und der Diakonie Hasenbergl hatten gemeinsam zum Bürger*innenrat eingeladen. „Als Diakonie Hasenbergl wollen wir dabei unterstützen und begleiten, ein nachbarschaftliches Zusammenleben mit allen Anwohnenden zu ermöglichen“, erklärt Vorstand Dr. Stefan Fröba.
Offener Treffpunkt im Foyer der Evangeliumskirche Hasenbergl ist nur eine erfolgreiche Projektidee des Bürger*innerats – Start bereits Mitte November
Ohne die Unterstützung von freiwillig engagierten Mitarbeitenden wird es nicht gehen – das zeigte die Diskussion in jeder der vier Projektgruppen. Ein Miteinander von Hauptverantwortlichen und ehrenamtlichen Unterstützer*innen sei für eine lebendige Diakoniekirche und ein neues Miteinander am Stanigplatz wesentlich. „Zunächst einmal brauchen wir Sie!“, begrüßte Felix Reuter, der als Dekan für das Prodekanat München-Nord ebenfalls beim Bürger*innenrat mitwirkte. Ursprünglich sollten die Anwohnenden bereits mit Eröffnung der Diakoniekirche im Frühjahr des Jahres gemeinsam Projektideen für eine lebendige Gestaltung der neuen Räumlichkeiten entwickeln, im Oktober konnte das Vorhaben schließlich umgesetzt werden. „14 Mitgestalter*innen haben zusammen gedacht, Ideen entwickelt und auch Bedenken formuliert“, informierte Sophie Schuster. Die Pfarrerin ist gleichzeitig Projektverantwortliche für die Diakoniekirche München. „Unsere Kirche soll ein Ort der Begegnung werden, in dem Menschen miteinander in Kontakt kommen. Wir sind sehr glücklich über die vielen Projekte, die hier zusammen erdacht und diskutiert worden sind“, freut sie sich.
Dabei war schon im Rahmen des vorhergehenden Workshops deutlich geworden: Vieles ist bereits da, Kooperationen mit den Einrichtungen der Diakonie Hasenbergl und weiterer Träger*innen im Viertel, mit den umliegenden Kirchengemeinden, müssen weiter verstärkt und zum Teil neubelebt werden. „Viele Ideen, die immer wieder geäußert wurden, haben wir bereits während des Workshops konkretisiert. Das fühlt sich bestätigt an“, erklärt Schuster.
Durch die Qualifizierung von ehrenamtlichen Unterstützer*innen, so eine weitere Idee, könnten etwa Angebote der Seelsorge ausgebaut werden, auch andere Aktivitäten wie Ausflüge könnten ohne hauptamtliche kirchliche Vertreter*innen geplant und organisiert werden. „Es muss nicht immer ein*e Pfarrer*in dabei sein, damit ein Ausflug ein schönes Erlebnis wird“, meint Jörn, Pate für das Projekt Ressourcen. Bestehende Gottesdienst-Angebote der Kirchengemeinde müssen weiter beworben und damit allen Interessierten zugänglich gemacht werden.
„Es wäre schön, wenn wir einen Ort gestalten können, an dem wir mit unseren Sorgen, Ängsten und allem, was uns sonst beschäftigt, zusammenkommen können“, fasst Teilnehmerin Susanne die Beweggründe ihrer Projektgruppe zusammen. „Globale Krisen und Herausforderungen“ ist der Titel der Arbeitsgruppe, zu der sie gemeinsam mit Mitstreiter*innen eingeladen hat. Die neuen Räumlichkeiten sollen Gelegenheit bieten, sich dazu zu äußern und auszutauschen. „Durch persönliche Begegnungen können Ängste ausgesprochen werden“.
Doch wie kann ein unkompliziertes In-Kontakt-Kommen im Foyer der Kirche ermöglicht werden? „Wir brauchen eine* Kümmerer*in!“ Zu diesem Schluss kommen auch die Mitdenkenden der Arbeitsgruppe „Angebote“. Uhrzeiten der verschiedenen Aktivitäten und Gruppenangebote sollen den Bedürfnissen Berufstätiger Interessierter angepasst werden, bestehende Angebote wie „60+“ könnten auch für jüngere Teilnehmende geöffnet werden. Für mehr Miteinander kann sich eine Gruppe auch einen Willkommenstag für Zugezogene vorstellen, ein interkulturelles Stadtteilfest zum 60jährigen Jubiläum der Diakonie Hasenbergl oder eine gemeinsame Informationsplattform mit Terminen aller Anbieter*innen im Stadtteil.
„Unsere Kirche ist offen für alle“, allerdings fehle es zusätzlich zu den kirchlichen und spirituellen Angeboten der Evangeliumskirche an verschiedenen interkulturellen Angeboten. „Wir haben offene Türen, ein großes offenes Foyer und laden hier gerne zu Begegnungen, Gespräche und Miteinander ein. Gleichzeitig soll die Kirche weiterhin ein Ort der Besinnung und Stille sein“.
Attraktiver wolle man werden für ein ehrenamtliches Engagement Projektbezogene Veranstaltungen, die in einem festgesetzten Zeitraum stattfinden, könnten freiwillig engagierte Unterstützer*innen und Nutzer*innen gleichermaßen begeistern.
Ganz konkret steht bereits ein Teilprojekt, das schon viele Ansätze der anderen Projektgruppen miteinschließt, vor der Umsetzung: Jeden Mittwoch soll nun das Foyer der Evangeliumskirche genutzt werden, ganz nach dem Motto „Raus aus Isolation und Einsamkeit“. Unverbindlich, ungezwungen, kostenfrei und ohne Anmeldung können interessierte Menschen aus dem Viertel von 16.00 – 18.00 Uhr in der Evangeliumskirche zusammenkommen. „Wir wollen es einfach mal ausprobieren. Es gibt kein übergeordnetes Veranstaltungsthema, die Anwohnenden können ganz niederschwellig im Foyer miteinander in Kontakt kommen und sich darüber austauschen, was sie bewegt“.
Die Diakoniekirche –nun wirklich auf dem Weg zu einem Ort der Begegnung.
Eine Methode, die Verbindung schafft
Der Bürger*innenrat „Was für ein Miteinander brauchen wir“ wurde unterstützt vom Bezirksausschuss 24. Gearbeitet wurde mit der Methode Dynamic Facilitation, die allen Teilnehmenden den Raum gibt, die Verbindung schafft und gemeinsame Lösungen generiert. „So ist es tatsächlich gelungen, das ‚Wir zur Wirkung zu bringen‘“, freut sich Dr. Stefan Fröba, Vorstand der Diakonie Hasenbergl. Seit knapp drei Jahren werde die Methode verstärkt für verschiedene Prozesse innerhalb und außerhalb des Trägers im Rahmen von Beteiligungsformaten genutzt. „Dynamic Facilitation hat nicht nur verschiedene Menschen an einen Tisch gebracht und ein besonderes zusammendenken ermöglicht. Durch geduldiges Zuhören kommt etwas Gutes heraus - wow, was für ein Geschenk!“, ergänzt Dekan Felix Reuter.