23.11.2021 I Großzügige Spende ermöglicht Nähwerkstatt als neues Qualifizierungsprojekt der Einrichtung Drom – Sinti & Roma.
Eine Nähwerkstatt ergänzt künftig das Leistungsangebot der Einrichtung Drom – Sinti & Roma der Diakonie Hasenbergl. Das neue Projekt soll den teilnehmenden jungen Frauen eine Perspektive auf Integration ins Arbeitsleben bieten und sie in Ausbildung oder Arbeit vermitteln. Eine großzügige Spende des Vorsitzenden der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strom, hat das Qualifizierungsprojekt ermöglicht: Mit der Zuwendung können die notwendige Ausstattung (Nähmaschinen, Verbrauchsmaterial) angeschafft, eine Anleiter*in beschäftigen- sowie der Betrieb der Nähwerkstatt für die kommenden drei Jahre sichergestellt werden.

Seit 2019 verleiht die Württemberger Gesellschaft den Demokratiepreis "Württemberger Köpfe", an Menschen, die herausragende Leistungen für die Gemeinschaft erbringen. Die erste Auszeichnung dieser Art wurde im vergangenen Jahr an Ex-Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) verliehen, heuer wurde der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, mit der Medaille ausgezeichnet.
Die Jury ehrte Bedford-Strohm für sein nachhaltiges Eintreten für mehr soziale Gerechtigkeit und den Klimaschutz sowie für sein starkes Engagement für Demokratie und Menschenwürde. „Diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel, weil das bürgerschaftliche Engagement, das dahinter steht, genau das ist, was wir als Gesellschaft brauchen. Und deswegen ist es mir eine Freude und Ehre diesen Preis zu bekommen“, erklärt der Ratsvorsitzende anlässlich der Verleihung. Das Preisgeld von 50.000 Euro wird Bedford-Strohm an soziale Einrichtungen spenden - eine großzügige Zuwendung daraus erhält auch die Einrichtung der Diakonie Hasenbergl. „Wir sind stolz und dankbar für diese Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit. Wir freuen uns sehr über die Spende, mit der wir die Nähwerkstatt, ein Herzensprojekt, ermöglichen können“, erzählt Jeanette Boetius, die die sozialpädagogische Begleitung der Einrichtung leitet.
Drom – Sinti & Roma ist eine Einrichtung der Berufsbezogenen Jugendhilfe auf Grundlage des §13 des SGB VIII (Kinder- und Jugendstärkungsgesetz) und richtet sich an junge Sinti*zze und Rom*nja in München, welche ihre soziale oder berufliche Situation verbessern wollen und hierfür sozialpädagogische Unterstützung benötigen. „Wir arbeiten kultursensibel, niederschwellig, familienintegrierend, lebensweltnah, beziehungsorientiert und mit hohem Bewusstsein für die historischen Erfahrungen der Volksgruppe während und nach dem zweiten Weltkrieg und für die auch heute noch andauernden deutlichen Diskriminierungserfahrungen jedes*r Einzelnen“, erläutert Boetius. „Unser Angebot umfasst die offene und auch intensive berufliche Orientierung über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten, ein offenes, niederschwelliges Beratungsangebot sowie eine Mädchengruppe als wöchentliches Gruppenangebot. Flankierend bieten wir den Familien und Angehörigen der jungen Menschen eine Sozialberatung und vernetzen, je nach Anliegen, die Teilnehmenden mit weiteren Beratungsstellen oder sozialen Einrichtungen“.
Über verschiedene Angebote gelingt es den Mitarbeitenden von Drom – Sinti &Roma, den jungen Menschen eine Perspektive auf Integration ins Arbeitsleben zu schaffen, Vermittlungshemmnisse abzubauen und gleichzeitig die jungen Menschen zu stabilisieren und in Ausbildung oder Arbeit zu vermitteln.
Dank der großzügigen Spende des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, kann nun ein neues Qualifizierungsangebot innerhalb der Einrichtung realisiert werden. „Wir erleben bei vielen unserer jungen Klient*innen, dass sie zwar regelmäßig an der Beratung und an pädagogischen Gruppenangeboten teilnehmen, der Schritt in eine Ausbildung oder in ein längeres Praktikum aber nicht gegangen wird. Dies gelingt oft auch dann nicht, wenn ein konkreter Berufswunsch entwickelt ist. Wir sehen hier unterschiedliche Ursachen, vermuten aber, dass fehlende Erfahrung und Erleben von Selbstwirksamkeit mit eigener praktischer Tätigkeit, die auch in einen Beruf führen kann, ein Hemmnis ist. Besonders gravierend nehmen wir dies bei jungen Frauen wahr, die seit einigen Jahren ca. 50% unserer Klient*innen in der beruflichen Orientierung ausmachen, wahr.“ Mit der „Nähwerkstatt“ können die Sozialpädagog*innen auf verschiedene Bedürfnisse eingehen und durch die handwerkliche Tätigkeit Eigenaktivität fördern, aber auch Erfolgserlebnisse und Selbstwirksamkeit kreativ fördern und weiterentwickeln. „Die Teilnehmenden lernen handwerkliche Tätigkeiten kennen, können selbst Kleidungsstücke ändern oder reparieren bis hin zum Entwurf und der Anfertigung eigener Modekreationen“.
Starten soll die Nähwerkstatt zunächst als Qualifizierungsangebot innerhalb der Mädchengruppe. Die Anleitung erfolgt durch eine Honorarkraft, wenn möglich aus der Bevölkerungsgruppe der Sinti*zze und Rom*nja. Sobald dieses Qualifizierungsangebot zu einem festen wiederkehrenden Angebot geworden ist, kann eine offene Nähwerkstatt im Rahmen der Eirichtung angedacht werden, die ebenfalls angeleitet wird. Dabei sollen die jungen Menschen zunächst ausschließlich für ihren eigenen Bedarf produzieren. In einem zweiten Schritt ist beispielsweise der Verkauf von angefertigter Mode oder verschiedenen textilen Gebrauchsgegenständen bei einem Bazar auf dem Sommerfest der Diakonie Hasenbergl oder in der neu entstehenden Diakoniekirche im Hasenbergl denkbar. „Hier gibt es schon viele Ideen, die wir nach und nach verwirklichen möchten“, lacht Jeanette Boetius.
Weitere Informationen zu Drom – Sinti & Roma gibt es hier: Drom - Sinti & Roma