Eine Kochchallenge der ganz besonderen Art haben Jugendliche und Mitarbeitende der Weisungsbetreuung der Diakonie Hasenbergl durchgeführt: 25 Jugendliche waren aufgerufen, beim Projekt „Alleine IS(S)T man weniger allein“ mit zu machen. Dabei erhielten die jungen Leute eine für sie kostenlose Kochbox mit Lebensmitteln und genau dazu abgestimmte Rezepte, um ein Gericht zuhause nach zu kochen.  Ziel der Pädagog*innen der Weisungsbetreuung war es, auch während der Corona-Zeit mit den straffällig gewordenen Jugendlichen im Kontakt zu bleiben und ihnen eine sinnvolle Beschäftigung anzubieten.

Die Jugendlichen hatten die Auswahl zwischen zwei Boxen: Die Kochbox Nummer 1 mit dem Titel „no waste“ stand für gute Lebensmittelverwertung ohne Verschwendung. Außerdem wurde darauf geachtet, Verpackungsmüll zu vermeiden. Drei Gerichte konnten aus dieser Box gekocht werden Gemüsesuppe, Pasta, oder ein Curry, je mit Obstsalat. Die Kochbox Nummer 2 mit dem Titel „comfort food“ hatte den Fokus, ein möglichst einfaches Gericht auf den Teller zu zaubern, eben ein „Kochen für Faulenzer“, wie es in der Projektbeschreibung nach zu lesen ist. Gekocht werden konnte Flammkuchen, Pfannkuchen oder Fotzelschnitten, je mit Grießbrei oder Milchreis mit Apfelmus oder Obst.

Die Resonanz war riesig: 22 von 25 jungen Menschen holten sich ihre Kochbox bei der Weisungsbetreuung in den Räumen von Junge Arbeit der Diakonie Hasenbergl in der Schleißheimer Straße im Hasenbergl ab und kochten ihr Lieblingsgericht. Die Jugendlichen wurden aufgefordert, eine kreative Rückmeldung zum Kochprozess, zum Kochergebnis oder zu ihrem Kocherlebnis an die Betreuerinnen zurückzumelden: Innerhalb kürzester Zeit lagen eine Reihe von Fotos vor, allesamt zeigten toll angerichtete Speisen. Für die schönsten Rückmeldungen wurden drei kleine Preise ausgelobt; diese wurden mittels eines Verfahrens mit Qualitätskriterien und einer „Fremdjury“  ausgewertet.  

Die Pädagoginnen der Weisungsbetreuung, Christel Mahringer und Anna Moosheimer, sind begeistert über die große Resonanz: „Wir hätten nicht gedacht, dass sich die Jugendlichen so zahlreich beteiligen und wir haben uns sehr über die Fotos mit den liebevoll nachgekochten Gerichten gefreut“. Außerdem konnten die Pädagoginnen durch das Projekt gut mit den Jugendlichen in Kontakt bleiben: „Durch die eingeschränkte Beratungsmöglichkeit während der letzten Wochen durch die Corona-Krise war es uns leider nicht möglich, die Jugendlichen regelmäßig zu uns einzuladen. Doch durch das Kochprojekt waren wir trotzdem ständig mit ihnen im Austausch, haben schnell erfahren, wo es persönliche ´Baustellen` gibt“, konnten hier zum Teil auch Lösungsschritte erwirken und umsetzen“ erklärt Christel Mahringer. Und ganz nebenher konnte außerdem der Umgang mit Geld und das Kochen mit gesunden, vielfältigen Lebensmitteln trainiert werden.

Eine Betreuungsweisung kann straffällig gewordenen Jugendlichen und Heranwachsenden als Erziehungsmaßnahme vom Jugendgericht, in Rücksprache mit bzw. auf Vorschlag der Jugendgerichtshilfe, für mindestens sechs Monate auferlegt werden. Sie wird angeordnet, wenn etwa eine komplexe Problemlage bei dem Jugendlichen festgestellt wird, wenn eine Unterstützung aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld nicht zu erwarten ist und wenn eine Verurteilung zu einer Jugendstrafe (Haft oder Bewährung) noch nicht veranlasst ist. Ziele der Pädagog*innen in der Weisungsbetreuung sind unter anderem der Aufbau einer tragfähigen Beziehung, die Auseinandersetzung mit der eigenen Straftat und gesellschaftlichen Normen und Werten sowie die Unterstützung bei der individuellen Entwicklung, und als Schwerpunkt bei der Diakonie am Hasenbergl in der Einrichtung Junge Arbeit bei der schulischen und  beruflichen Orientierung.