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Noch ein letztes Mal tief einatmen, die Arme über den Kopf nehmen und langsam ausatmen. Knapp 20 Leute sind an diesem Montagabend zum Fitness-Training an den Lerchenauer See gekommen. Seit kurzem findet der Sportkurs, bei schönem Wetter, montags open Air am See statt. Vielfältige Übungen und abwechslungsreiche Musik, die mitreißt, gehören dazu. Bei den Anwohnenden kommt das gut an. Lange schon hatten sich die Nachbar*innen in der Siedlung am Lerchenauer See ein solches Angebot gewünscht.

„Ein sportliches Angebot am See stand auf der Liste der Projektvorhaben ganz oben. Toll, dass es nun geklappt hat und sich die Teilnehmer*innen unseres Bürger*innenrats so hartnäckig und letztlich erfolgreich für die Verwirklichung eingesetzt haben“ freut sich Sarah Ehrenstein. Die Sozialpädagogin hatte im Auftrag der Diakonie Hasenbergl ein Projekt zur Quartiersentwicklung in der Siedlung geleitet und zahlreiche Projekte und Angebote mit und für die Anwohnenden entwickelt. Eine großzügige Unterstützung der Deutschen Fernsehlotterie hatte das Engagement der Diakonie Hasenbergl ermöglicht. Die Präsenz vor Ort und die Unterstützung für die Anwohnenden waren wichtig, über Jahre fühlten sich die Nachbar*innen der Siedlung von der kommunalen Verwaltung im Stich gelassen. Einkaufsläden, soziale Angebote und Treffpunkte gibt es auch heute noch wenig in der Siedlung rund um die Kapernaumkirche. Dabei war es seit langem bekannt, dass Handlungsbedarf besteht: Schon 2014 hat das Regionale Netzwerk für soziale Arbeit in München (REGSAM) in einer Analyse festgestellt, dass die Anwohnenden einen Ort zum Austausch brauchen, einen Ort, an dem die Anwohnenden unterstützt werden. Im Sommer 2018 traten schließlich auf Initiative der Diakonie Hasenbergl zwei Quartiersmanagerinnen ihren Dienst vor Ort an. In den beiden Schwerpunktbereichen „Seniorenhilfe“ und „Stadtteilarbeit“ sind sie schnell mit den Bewohner*innen in Kontakt getreten und gemeinsam mit den Anwohnenden ist es gelungen, die Siedlung lebendiger zu gestalten, Veranstaltungen und Projektgruppen wurden ins Leben gerufen, Menschen vor Ort miteinander vernetzt. Im Sommer letzten Jahres endete formell das Projekt Quartiersentwicklung, die Förderung durch die Stiftung Deutsches Hilfswerk war nach 36 Monaten ausgelaufen, einem Verlängerungsantrag leider nicht stattgegeben worden.

„Das Engagement und die Motivation der Anwohnenden hat das kaum aufgehalten. Die Mitmacher*innen der Projektgruppen, die auf Initiative unserer 13 Bürgerrät*innen entstanden sind, haben sich weiter getroffen und zusammen an ihren Projekten gearbeitet“, erzählt Sarah Ehrenstein.  Einige der Bürgerrät*innen waren mittlerweile auch aktiv eingebunden in Angebote im Treff Lerchenau. Für den erfolgreichen Abschluss des Projekts und die nachhaltige Verselbständigung der Gruppen sowie die Anbindung an verschiedene lokale Einrichtungen und Initiativen war schließlich auch die Unterstützung des Bezirksausschusses maßgeblich. „Durch eine Überbrückungsfinanzierung, die uns der Bezirksausschuss 24 ermöglicht hat, konnte ich die Gruppen weiterhin betreuen und mit wichtigen Ansprechpersonen der Verwaltung und Politik vernetzen“, berichtet die Sozialpädagogin weiter. „Das war sehr wichtig für die Menschen vor Ort und hat noch einmal ihren Einsatz in den Monaten vorher gewürdigt“.

Ein grosser Meilenstein war sicherlich auch das erfolgreiche Demokratieprojekt des Bürgerbeteiligungsworkshops "Schöner Leben am Lerchenauer See", bei dem engagierte Anwohnenden gemeinsam vier Schwerpunktthemen für mehr Lebensqualität im Quartier erarbeitet hatten. Schnell zeichnete sich ab, dass das Thema „Sport“ und insbesondere die Entstehung eins Calisthenics Park als vorrangiges Thema angegangen werden sollte. „Die Teilnehmenden hatten neben Gesprächen mit verschiedenen potenziellen Sponsor*innen auch schon Informationen zu einem solchen Sportpark eingeholt. Es stellte sich heraus, dass das Referat für Bildung und Sport zusammen mit anderen Fachakteur*innen an einem Maßnahmenkatalog für Angebote im Bereich Sport am Lerchenauer See arbeitet und sehr an einer Zusammenarbeit mit den Bürgerräten interessiert wäre“. Ein gemeinsamer erster Austausch wurde für Dezember 2021 angesetzt. Dass  bereits ein öffentliches Sportprogramm wie „Fit im Park“ umgesetzt werden kann, ist für die Anwohnenden eine Bestätigung ihres Engagements: Erstmalig gibt es das beliebte Freizeit-Sport-Angebot auch im Münchner Norden, kostenlos und ohne Anmeldung können die sportlich Aktive an Gymnastik-, Fitness und Walking-Kursen teilnehmen. Und auch für den Fitness-Park, eine Bewegungsinsel am Lerchenauer See, konnten bereits entscheidende Weichen gestellt werden: Noch im Juni findet ein Begehungstermin vor Ort mit sämtlichen Akteur*innen statt.

Sarah Ehrenstein ist weiterhin in der Siedlung am See im Einsatz. Mit einem kleinen Stundenkontingent ist sie neben ihrer Kollegin Mokhidilkhon Djuraboeva im Treff Lerchenau als Ansprechperson für die Anwohnenden vor Ort und fest erreichbar. „Ich freue mich sehr, dass die Stadt München sich zur Unterstützung bereit erklärt hat und die Nachbar*innen in der Siedlung weiterhin bei Sorgen und Nöten zu mir kommen. Immerhin haben wir uns in den vergangenen drei Jahren kennengelernt und zueinander Vertrauen aufgebaut.“