Mehr als 25 Personen waren der Einladung in das Alten-und Servicezentrum (ASZ) Hasenbergl zum Weiterdenken der Projektideen gefolgt. Schon im Mai hatten engagierte Anwohnende im Rahmen des Beteiligungsworkshops ein ganzes Wochenende lang verschiedenste Projektideen zur Verbesserung der Lebensqualität im Hasenbergl entwickelt. Eine ‚Er-Lebens-Meile Hasenbergl‘, regelmäßige Nachbarschaftstreffen oder ein ‚Welt-Zelt‘ und eine ‚Bürger*innenrunde‘ waren nur einige der Vorhaben, die in den vergangenen Wochen weiter bearbeitet und nun vorgestellt worden waren.

Er-Lebens-Meile im Hasenbergl konkretisiert

"Es wurden tolle Ideen entwickelt, schon beim ersten Treffen ist unheimlich viel passiert", fasst Ralph Wiegand, einer der Bürgerräte, zusammen. "Der Workshop war ein wertvoller Anfang, viele Themen sind zusammengekommen. Das Hasenbergl ist besser als sein Ruf, aber die Leute müssen mitmachen, sich engagieren und aktiv an den vielen Angeboten teilnehmen. Beim Miteinander ist noch Luft nach oben". Wiegand lebt erst seit knapp zwei Jahren im Quartier im Münchner Norden, setzt sich aber umso engagierter für eine lebendige Nachbarschaft ein. Wiegand ist Themenpate für das Projekt "Er-Lebens-Meile" Hasenbergl, das ganz konkret auf zwei Vorhaben fußt. Der Grünstreifen entlang der Schleißheimer Straße ab der ehemaligen Trambahn-Wendeschleife solle, so der Wunsch der Anwohnenden, zu einem Freizeitgelände für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden. Mit Wasserspielplatz oder Boulderwand sollen dort auch Kinder ab acht Jahren attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten finden. Zur Finanzierung sollen Sponsoren gefunden werden, die Vertreter*innen des Bezirksausschuss (BA) 24 unterstützen das Vorhaben und haben Hilfe bei der Beantragung in den notwendigen Gremien der Landeshauptstadt in Aussicht gestellt. Allerdings sollen die verschiedenen Attraktionen nach und nach installiert werden: „Die Kosten werden sonst zu hoch und unser Vorhaben abgelehnt“.

Zur Idee der Er-Lebens-Meile Hasenbergl gehört außerdem eine Alpaka-Farm, die die Attraktivität des Stadtviertels erhöhen soll. Darüber hinaus könne die therapeutische Wirkung im Kontakt mit den Tieren vielen belastetem Menschen im Viertel zu Gute kommen, verschiedene therapeutische Angebote sollen mit den Trägern vor Ort entwickelt werden. Aber auch Erwerbseinkommen können mit der Farm erwirkt werden, etwa wenn die Anwohnenden in die Pflege der Tiere und den Geschäftsbetrieb der Farm mit eingebunden werden. In den kommenden Wochen stehen weitere Recherchetätigkeiten zu ähnlichen Vorhaben an, um das Projektvorhaben weiter zu konkretisieren und idealerweise auf den Weg zu bringen.

Redaktion für Nachbarschaftsnetzwerk gesucht

Die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe ‚Bürger*innenrunde‘ um Themenpatin Nicole Schmitt setzen sich mit den Informations- und Veranstaltungsangeboten für die Anwesenden im Hasenbergl und den umliegenden Siedlungen auseinander. „Es gibt ein umfassendes und vielseitiges Angebot privater Initiativen und Vereine, der sozialen Träger, Kirchen und öffentlichen Institutionen, für alle Altersgruppen ist da etwas dabei. Leider fehlt den Nachbar*innen eine übersichtliche Aufstellung aller Angebote“, erklärt die Sozialpädagogin. Bisher würden die Angebote vorwiegend mit Einzelflyern und Broschüren der Anbietenden beworben, ein neues Veranstaltungs- und Informationsmedium soll diese Angebote nun bündeln und den Anwohnenden digital und in reduzierter ausgedruckter Form zur Verfügung gestellt werden. Die anwesenden Vertreter*innen des BA 24 zeigten sich von der Idee,  digitale Informationspanels vor dem Kulturzentrum 2411, am Pfarrer-Steiner-Platz und am Stanigplatz  zu installieren, begeistert und sicherten ihre Unterstützung bei der Realisierung des Vorhabens gerne zu. Um die Inhalte und Zusammenstellung aller Veranstaltung soll sich künftig eine kleine Redaktion aus Nachbar*innen kümmern.

Regelmäßige Nachbarschafstreffen und interkulturelle Treffen erwünscht

„Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen Jung und Alt und die verschiedenen Generationen und Kulturen noch mehr miteinander verbinden“, fasst Evangelia Kostopoulou die Ergebnisse der Gruppenarbeit zusammen. Es gibt bereits vielfältige Angebote für Anwohnende, die etwa in den Nachbarschafstreffs der Diakonie Hasenbergl oder den Wohnungsbaugesellschaften verortet sind. „Diese Angebote sprechen häufig eine gleiche Gruppe engagierter Nachbar*innen an. Wir können uns vorstellen, dass mit regelmäßigen generationenübergreifenden Treffen und Veranstaltungen auch Mitglieder verschiedener kultureller Gruppen zusammenkommen. Wir denken hier an ein gemeinsames interkulturelles Fest, eine offene Bühne für jüngere und ältere Menschen. Vielleicht gelingt es uns ja sogar, ein gemeinsames Rap-Event auf die Beine zu stellen“, lacht Evangelia Kostopoulou. Sie betont: „Wir schätzen das Vertrauen, das uns die Vertreter*innen des BA 24 entgegenbringen und sind dankbar über die oft unkomplizierte finanzielle Unterstützung. Aber wir brauchen die Hilfe des Bezirksausschuss auch, wenn es darum geht, die Anwohnenden für ein aktives Engagement zu gewinnen“.

Ein Welt-Zelt für mehr Miteinander

„Wir als Bürger*innen sind gefragt, aufeinander aufzupassen. Wir haben gerade ein Problem des Miteinanders“, erklärt Jörg Roeber. Er ist Pate für das Projekt ‚Welt-Zelt‘ und engagiert sich für einen Pavillon als weiteren Treffpunkt für die Hasenbergler*innen. „Im Hasenbergl leben viele Menschen unterschiedlicher Kulturen. Wir möchten ein Angebot schaffen, damit wir alle mehr miteinander reden, miteinander leben. Wir denken an einen offenen Pavillon am Pfarrer-Steiner-Platz, der von Anwohnenden sowie verschiedenen Organisationen und sozialen Trägern bespielt werden soll“. In den Räumlichkeiten können in regelmäßigen Abständen verschiedene künstlerische Ausstellungen und Aktionen Platz finden. Die Außenwände könnten für Graffiti freigegeben werden, hier wolle man mit bekannten Künstlern in Kontakt treten. „Wir möchten das ‚Welt-Zelt‘ gerne als neuen Treffpunkt für Anwohnende und Gruppen der sozialen Träger im Stadtviertel aufbauen. Dazu ist eine feste Ansprechperson notwendig, die alles rund um den Pavillon organisiert und ein Auge auf eine ordnungsgemäße Nutzung hat“. Noch vor der Sommerpause soll das Projekt dem BA 24 vorgeschlagen werden.

 

Weitere Themen auf der Wunsch-Liste
Im Rahmen des Demokratieworkshops „Gemeinsam gut leben im Hasenbergl“ haben die Teilnehmenden weitere Themen erarbeitet, die jedoch bisher noch nicht weiter bearbeitet worden sind. „Es sind Themen, die den Menschen sehr wichtig waren und weitere Unterstützungsbedarfe und auch Wünsche aufzeigen, auf die wir gerne in unseren Einrichtungen eingehen und gezielt Angebote entwickeln wollen. Das können ganz unterschiedliche Formate sein, vom Kochkurs und gemeinsamen Essen für Männer, über Fußball-Public-Viewing-Angebote oder Seniorenarbeit für Migrant*innen“, fasst Evangelia Kostopoulou zusammen.

Ein weiteres Anliegen der Teilnehmenden soll im nächsten Jahr noch realisiert werden: Mit Fertigstellung des Stanigplatzes wollen die Vertreter*innen der Diakonie Hasenbergl, der umliegenden Kirchengemeinden und des BA 24 die Anwohnenden zu einem interkulturellen Fest einladen, das nicht nur 2024 gefeiert, sondern künftig einen festen Platz im Kalender haben soll. „Wir freuen uns sehr, dass wir im Rahmen des Stadtteilforums gleich alle Mitmacher*innen aus Kirche, Politik und Verwaltung dafür begeistern konnten“, lacht Gereon Kugler, Vorstand der Diakonie Hasenbergl, zum Abschluss der des Stadtteilforums am Samstag.

Das Demokratieprojekt wurde unterstützt von der Zukunftsstiftung Ehrenamt in Bayern.