Trost und praktische Unterstützung

Zwei Kinderwägen stehen geparkt im Eingangsbereich, vor der Tür warten bereits zwei andere Frauen. Der Andrang auf die Beratungstermine bei PONTS Ukraine ist groß. Es sind vor allem Mütter mit ihren Kindern, die das Unterstützungsangebot der Lots*innen gerne in Anspruch nehmen. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine haben sie ihr zu Hause verlassen, um ihren Kindern ein sicheres Aufwachsen in Deutschland ermöglichen zu können. Viele der Männer und Familienväter sind in der Ukraine geblieben, die Familien sind hunderte Kilometer voneinander getrennt.

Doch es ist nicht nur die räumliche Distanz, die die Familien in Deutschland und der Ukraine belastet: Sorgen um ein finanzielles Auskommen, um Wohnraum und ein gutes Ankommen in München beschäftigten die Geflüchteten, die in die drei PONTIS-Niederlassungen in München kommen. Sie suchen Trost – und einen Zugang zum Hilfesystem. Seit September ergänzt PONTIS Ukraine die Lots*innenteams im Hasenbergl, Freimann und Pasing. „Im September haben wir mit PONTIS Ukraine eigenes Angebot für die Menschen, die nach München kommen, eröffnet. Unsere Lots*innen kümmern sich vor allem um die Sorgen und Nöte der ukrainischen Familien“, berichtet Inna Baklanova, die PONTIS Ukraine leitet. Die Sozialpädagogin schätzt die wertvolle Arbeit, die die Lots*innen leisten, und weiß, wie wichtig der Austausch in der Landessprache bei Unterstützungsanfragen ist. „Unsere Lots*innen haben alle Migrationserfahrung und kennen die Sorgen und Nöte unserer Hilfesuchenden oft aus eigener Erfahrung. Gleichzeitig eignen sie sich über verschiedene Schulungen das nötige Wissen an, mit dem sie sich nicht nur im Hilfesystem zurecht finden, sondern sie sind dadurch in der Lage, die Menschen, die zu uns kommen, kompetent dazu aufzuklären.“ Dabei sind die Lots*innen von PONTIS Ukraine nicht erst mit dem Beginn des Überfalls auf die Ukraine nach Deutschland gekommen, sondern leben bereits seit einigen Jahren hier. „Umfassende Deutschkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung für die Tätigkeit unserer Lots*innen.“

Irina D. ist eine der Frauen, die vor dem PONTIS Büro in der Landsberger Straße in Pasing auf ihren Termin wartet. Die 32-Jährige ist mit ihrem kleinen Sohn, 1, im Sommer aus der Ukraine nach München geflüchtet. Über ein Netz von privaten Kontakten, vielen ehrenamtlich engagierten Menschen, hat sie inzwischen eine kleine Wohnung gefunden. In den ersten Wochen in München hat sie in einem kleinen Zimmer bei einer Familie gewohnt. Mit der Unterstützung der Lots*innen konnte sie rasch die notwendigen Unterlagen für Kinder- und Arbeitslosengeld einreichen. Bei ihrem aktuellen Termin müssen nun alle Antragsformulare aktualisiert werden: Irina D. hat vergangenes Wochenende in der Ukraine ihren Verlobten geheiratet und damit ihren Nachnamen  geändert. „Unsere Unterstützung ist sehr wichtig. Auch wenn viele Familien noch nicht wissen, ob sie dauerhaft in Deutschland bleiben oder bald zurückgehen in die Heimat, benötigen sie Zugang ins Hilfesystem“, erzählt Inna Baklanova.

Lots*innen von PONTIS Ukraine bieten Beratung und Unterstützung im Umgang mit Formularen, Übersetzung von Briefen und vieles mehr an. Von Montag bis Freitag stehen die Mitarbeitenden nach Terminvereinbarung  in den PONTIS Niederlassungen in Hasenbergl, Freimann und Pasing mit Rat und kompetenter Unterstützung zur Seite.  „Wir arbeiten momentan mit Terminvergabe, um uns für alle Kund*innen ausreichend Zeit nehmen und alle Anliegen schnell und zufriedenstellend klären zu können. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ist uns sehr wichtig, da die Sorgen und Belastungen einen großen Teil im Alltag der Hilfesuchenden einnehmen. Zuhören und Trost spenden ist daher auch eine wichtige Aufgabe unserer Lots*innen“, berichtet Baklanova.

Mit Unterstützung von PONTIS kann Irina D. eine Zukunft in Deutschland aufbauen. Einen Krippenplatz für den Sohn hat sie zum Jahreswechsel gefunden, nach der Eingewöhnung wird sie stundenweise arbeiten. Die Sorgen bespricht sie mit den Frauen, die sie bei PONTIS Ukraine kennengelernt hat. Jeden Mittwochnachmittag treffen sich die Frauen mit ihren Kindern am Spielplatz und tauschen sich aus.

Weiterführende Einrichtungen

Türöffner ins Hilfesystem

Beratung und Begleitung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der Ukraine beim Übergang von Schule und Beruf