Die erste Berührung mit den Mitwirkungsmöglichkeiten, die es in der Diakonie Hasenbergl gibt, hatte ich gleich in den ersten Monaten. Von anderen Trägern kannte ich das nicht. Ich habe beim Qualitätszirkel für einen neuen Krisenordner mitgearbeitet, und nicht nur das Grundprinzip Partizipation kennengelernt, sondern auch viele neue Kolleg*innen und ihre Arbeitsbereiche. 2014 habe ich die Leitungsstelle der Ambulanten Erziehungshilfen (AEH) übernommen und nur wenige Monate später mit der Leitungsqualifikation begonnen. Fortbildungen, Weiterbildungen, Qualitätszirkel – ich nehme gerne teil und arbeite in verschiedenen Arbeitsgruppen mit. Was ich lerne, gebe ich weiter – an Kolleg*innen in meinem Team und aus anderen Einrichtungen, z.B. in Form von Inhouse-Schulungen im Sinne von zusammen.tun.

Ich bin jetzt seit fast zehn Jahren Leitung.  Mir ist es sehr wichtig, mit meinen Kolleg*innen in meinem Team auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig braucht es eine Klarheit hinsichtlich der Rollen und Verantwortung im Team und einen wertschätzenden Umgang mit einander. Mir macht es Spaß, verantwortlich zu sein.

Ich arbeite auch in der Beratung. Tatsächlich im Moment weniger, weil wir mit dem SpDi umziehen und in den kommenden Monaten gemeinsam mit dem Gerontopsychiatrischen Dienst und den beiden Einrichtungen für Betreutes Einzelwohnen ein Haus für Sozialpsychiatrie eröffnen.. Ich führe sehr gerne kollegiale Beratungen durch. Seit längerem arbeite ich auch für den Krisendienst, während der Pandemie zuerst als Springerin, jetzt gehört es neben meinen Leitungsaufgaben und der SpDi Beratung, sowie dem BEW bis 60,  zu meinen festen Aufgaben..

Das Erlebte abends wieder los zu lassen, gelingt beim SpDi  und BEW bis 60 leichter, als in der Jugendhilfe. Das musste ich lernen: Wo sind meine Grenzen? Was sind meine Aufgaben? Was ist meine Verantwortung? Was belastet mich?

Hier fühlt es sich anders an, weil die Menschen, mit denen wir arbeiten, für die wir zuständig sind, erwachsen sind. Den Menschen, die zu uns in Beratung kommen, geht es auch nicht gut, sie erleben in der Regel eine Krise, manchmal ausgelöst durch die sehr unterschiedlichen Psychischen Erkrankungen. Eine Depression ist nicht eine Borderline-Erkrankung, ist nicht eine schizophrene oder dissoziative Erkrankung. Da gibt es ganz unterschiedliche Schicksale.

Wir hier im SpDi am neuen Standort sind für alle Menschen im Münchner Norden zuständig, die aufgrund einer psychischen Belastung Unterstützung benötigen.Unsere Kernaufgabe ist die Beratung, ein Gespräch zu führen und zu schauen, was braucht es? Das kann eine einmalige Beratung bis zu längerer Begleitung sein. Wir arbeiten in der Regel wenig aufsuchend. Und das hat auch einen sehr guten Grund: Für uns ist es der erste Schritt in eine Normalität, die unsere Klient*innen lange nicht leben konnten. Wenn ich es geschafft habe, zum Beispiel zu meine*r Berater*in zu gehen, dann ist der Tag in einer ganz anderen Spur, die Klient*innen verlassen das Haus und das ist immer eine Basis für einen kleinen Lichtblick und dass der Tag in die andere Richtung geht.

Wir schicken niemanden weg, der zum SpDi kommt. Natürlich müssen wir abklären, ob wir für die Beratung zuständig sind – das braucht den Klient*innen gegenüber schon etwas Fingerspitzengefühl. Die Zuständigkeit ist über den Wohnort und den Postleitzahlenbereich geordnet. Wenn wir nicht zuständig sind, dann leiten wir gerne mit einem persönlichen Gespräch vorab an die Kolleg*innen des passenden Diensts weiter. Wir legen nicht auf oder schicken jemanden weg, ohne zu sagen, wie es weitergeht.  Es gibt immer einen nächsten Schritt.

Seit der Pandemie kommen deutlich mehr und häufig auch jüngere Menschen zu uns. Im Falle eines akuten Problems, einer akuten Krise, helfen wir sofort. Dafür gibt es den Terminus ‚Interne Krise’. Diese Krise hat immer Vorrang.

Zusätzlich zu unsere SpDi Beratung arbeiten wir für den Krisendienst Psychiatrie, das sind schnelle Beratungen und Einsätze vor Ort. Immer zwei Kolleg*innen stehen für diesen Dienst bereit, oft eine Herausforderung den Dienst zu bespielen, da es in Krankheits- und Urlaubszeiten personell eng werden kann.

Hier im SpDi und BEW bis 60 schließt sich mein Weg: Begonnen hatte ich als Erzieherin 1986 in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, nach dem Studium zur Sozialpädagogin habe ich über 40 Jahre in der Jugendhilfe gearbeitet und bin jetzt in der Sozialpsychiatrie. Hier kann ich meinen Weg gehen. Und deshalb bin ich hier richtig.